Für Helmut Heßling gehört ein Fußball-Schwätzchen mit den Badegästen einfach dazu

HEIDEN. Ob er ans Aufhören denkt? An einen Alltag ohne Arbeit im Spaßbad? „Nääääääää“, sagt Helmut Heßling und winkt zwinkernd ab. „Wenn mich das jemand fragt, bekomme ich immer sofort so ein Zucken im Körper“, ergänzt der 69-Jährige und lacht laut. Im Ruhestand ist er eigentlich längst, im Rentenalter auch. Aber einen Sommer ohne Spaßbad? Helmut Heßling schüttelt den Kopf. „Nicht, solange meine Füße mich tragen“, sagt er. Der Heidener ist wohl das, was man getrost als „lebendes Inventar“ des Spaßbades bezeichnen darf. Das Freibad der Düwelsteen-Gemeinde feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Genauso lang arbeitet Helmut Heßling dort schon. Zum Ende der Saison 2021 ist der 69-Jährige offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden, seither unterstützt er das Team um Badleiter Martin Schubert weiterhin als Aushilfe. 1956 geboren, hat der Mann mit Handicap 1972 die Schule beendet und arbeitete anschließend erst in einer Werkstatt in Maria Veen und dann in der Werkstatt für Behinderte in Rhede-Büngern. Nebenher engagierte er sich beim Sportverein Viktoria Heiden und half dem Platzwart bei der Pflege der Anlage. Sein Vater schrieb 1974 eine Bewerbung Bei dieser Tätigkeit entdeckte der Heidener seine Leidenschaft für die Gartenarbeit. Genau das bewog seinen Vater dazu, im Jahr 1974 eine Bewerbung an die Gemeinde Heiden zu schreiben und um eine Anstellung für seinen Sohn zu bitten. Im Bereich der Freizeitanlagen der Gemeinde gebe es keine Arbeiten, die Helmut Heßling erledigen könne, schrieb Hermann Bollwerk, der damalige Amtsdirektor des Amts Heiden-Reken, dem Vater im November 1974. „Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß nach Fertigstellung des Freibades Arbeiten anfallen, die der Neigung Ihres Sohnes entsprechen würden“, hieß es weiter in dem Schreiben. 1975, im Jahr der Bad-Eröffnung, bekam Helmut Heßling dann seine Chance. Er nahm seinen gesamten Jahresurlaub in der Werkstatt in Büngern und verlängerte diesen noch um weitere acht Wochen unbezahlten Urlaub, um über die dreimonatige Sommersaison im Freibad arbeiten zu können. In den darauf folgenden Jahren verlief es ähnlich. Zunächst als Aushilfskraft, 1980 wurde Helmut Heßling dann schließlich fest bei der Gemeinde angestellt und arbeitete seither von Frühling bis Herbst im Spaßbad und den Winter über beim Bauhof. Im Spaßbad kümmert er sich vor allem um die Sauberkeit. „Ich leere Mülleimer, kratze Fugen aus oder achte darauf, dass die Wiese sauber bleibt“, erklärt der 69-Jährige. Er möchte, dass sich die Badegäste wohl fühlen, sagt er. Dazu gehört oft auch ein Schwätzchen hier und da, denn unter den Stammgästen ist Helmut Heßling natürlich längst bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Oft geht es bei diesen Schwätzchen um Fußball. Der Sport ist Heßlings große Leidenschaft. Er fühlt sich ernst genommen „Ich habe mich hier von Anfang wohl gefühlt“, sagt Helmut Heßling über seine Arbeit im Spaßbad. Das liege am tollen Team und den Badegästen, auch an der Tätigkeit an der frischen Luft, erklärt er. Vor allem aber daran, dass er sich hier ernst genommen fühlt. „Das ist einfach die perfekte Arbeit für mich“, sagt der Heidener. „Es war endlich mal was Richtiges – und es macht mir bis heute Spaß.“ Und das soll auch noch viele weitere Jahre so bleiben, hofft Helmut Heßling mit Blick in die Zukunft. Diesen Wunsch teilen auch seine Kollegen im Heidener Freibad. Sie wissen, dass sie sich auf den 69-Jährigen verlassen können. Denn sein Arbeitsmotto seit 50 Jahren lautet: „Müsst ihr nur sagen, und ich bin da.“